24. Mai 2025
Frieda-Nadig-Bildungszentrum der AWO wird FrauenOrt NRW

Ein Ort, an dem jeden Tag viele junge und weibliche Menschen lernen: Das Bildungszentrum in Herford der AWO, an dem mitunter das Berufskolleg für das Sozial- und Gesundheitswesen beheimatet ist, wird zum FrauenOrt NRW. Eine rote Informationstafel am Gebäude erinnert hier künftig an die Namensgeberin des Zentrums und ihre bahnbrechenden Errungenschaften für die Gleichstellung von Mann und Frau. Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung wurde der FrauenOrt nun offiziell eröffnet – und bietet damit ab sofort auch Inspiration für kommende Generationen.
Wer demnächst am Bildungszentrum an der Schillerstraße vorbeigeht, kann hier den FrauenOrt NRW für Frieda Nadig besuchen. Die Informationstafel wurde bei der Eröffnung durch die Vorsitzende des FrauenRats NRW Murielle Guéguen, Präsidiums- und Aufsichtsratsvorsitzende der AWO OWL Angela Lück, den Herforder Bürgermeister Tim Kähler und Frieda Nadigs Nichte Gisela Bäumer gemeinsam enthüllt und ziert fortan die Gebäudefassade. Schulleiter Andreas Jürgens führte durch die Eröffnungsfeier, die durch einige Grußworte, musikalische Beiträge und einen gemeinsamen Mittagsimbiss inklusive Austauschmöglichkeiten abgerundet wurde.
Die Eröffnung fand in der Woche des Geburtstags des Grundgesetzes statt, das am 23. Mai 1949 in Kraft trat. Frieda Nadig, selbst gebürtige Herforderin, war als eine von vier Frauen gemeinsam mit 61 Männern im Parlamentarischen Rat 1948/49 an der Erarbeitung beteiligt. Ihrem unermüdlichen Einsatz ist es maßgeblich zu verdanken, dass die Gleichberechtigung von Mann und Frau in Artikel 3 festgeschrieben wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs baute sie als Bezirkssekretärin die Arbeiterwohlfahrt in der Region erfolgreich wieder auf, darüber hinaus kämpfte sie sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene für die Gleichstellung der Frau, Rechte von Kindern und Familien sowie soziale Gerechtigkeit.
Bei der Eröffnung wurde deutlich, dass mit der Würdigung Frieda Nadigs und ihrem Wirken zugleich ein Auftrag an die heutigen Generationen einhergeht: „Aktuell geraten demokratische Werte weltweit unter Druck, auch in Deutschland ist Gleichberechtigung noch nicht überall Realität. Da erinnert uns Frieda Nadigs Lebenswerk daran, wie hart wir errungene Fortschritte verteidigen müssen. Die Prinzipien, für die sie kämpfte, sind aktueller denn je“, so Murielle Guéguen. „Der FrauenOrt, den wir heute eröffnen, ist auch eine Aufforderung an uns alle. Denn Frieda Nadigs Leben zeigt, dass Veränderung möglich ist, wenn wir für unsere Überzeugungen einstehen. Dass soziale Arbeit politisch ist und dass Menschlichkeit niemals aus der Mode kommt“, ergänzt Angela Lück. Tim Kähler betont: „Ich freue mich, dass Frieda Nadig mehr öffentliche Würdigung erfährt. Sie war Herforderin – und nicht nur das: eine der vier Mütter unseres Grundgesetzes, eine Frau mit Haltung, Mut und unerschütterlicher Überzeugungskraft. Der neue FrauenOrt im Frieda-Nadig-Bildungszentrum macht ihr Vermächtnis sichtbar und erinnert uns daran, wie wichtig das Engagement für Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit auch heute noch ist.“
Das Projekt FrauenOrte NRW ist eine Initiative des FrauenRat NRW e.V. und wird gefördert vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen. Bis 2025 will der FrauenRat NRW 52 Orte kennzeichnen, an denen historische Frauenpersönlichkeiten gelebt und gewirkt haben. Den FrauenOrt für Frieda Nadig ins Leben gerufen hat der AWO Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe e.V. in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle der Stadt Herford.
Foto: Tim Kähler (Stadt Herford), Gisela Bäumer (Nichte von Frieda Nadig), Angela Lück (AWO Bezirksverband OWL) und Murielle Guéguen (FrauenRat NRW, v. l.) mit der roten Informationstafel, die den FrauenOrt für Frieda Nadig fortan kennzeichnet