AWO OWL

„So kann es nicht weitergehen“ AWO OWL fordert mehr Unterstützung für Wohlfahrtspflege

Mehr Kosten, mehr Kürzungen, weniger Personal: Die Wohlfahrtspflege steckt in der Krise. Das wurde auch bei der Bezirksausschuss-Sitzung der AWO OWL überdeutlich. „Wir brauchen öffentlichen Druck. So kann es nicht weitergehen“, forderte Aufsichtsratsvorsitzende Angela Lück.

Scharfe Kritik übte auch Michael Groß. „Der Haushaltsentwurf der Bundesregierung gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt und ist zynisch“, sagte der Präsidiumsvorsitzende des AWO-Bundesverbandes und betonte angesichts der geplanten Kürzungen: „Gerade die Menschen in schwächeren Quartieren in unseren Städten und Gemeinden fühlen sich übergangen.“ Man müsse über die Schuldenbremse springen und in Menschen investieren: „Der Markt ist nicht die Lösung. Wir brauchen Gemeinnützigkeit!“

14 Euro Mindestlohn und gerechte Steuern gefordert

Konkret forderte Groß einen Mindestlohn von 14 Euro pro Stunde, höhere Steuern für hohe Einkommen und eine bessere finanzielle Ausstattung des Sozialsystems: „Wir brauchen eine auskömmliche und planungssichere Finanzierung der sozialen Arbeit und der Einrichtungen.“ Groß kritisierte auch die geplanten Kürzungen bei den Freiwilligendiensten. In der Folge würden dort mindestens 30.000 Stellen wegfallen.

„Beispiellose Kürzungen“

Auch Christian Woltering, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege, beklagte die unzureichende Finanzausstattung des Sozialwesens: „Was an Kürzungen im Bundeshaushalt auf dem Tisch liegt, ist beispiellos.“ Die Bedingungen seien schon länger prekär, hinzu kämen Corona-Folgen, Kostenexplosion und Personalmangel.

„Wir sind das schwächste Glied in der Kette“, verdeutlichte Thomas Euler, Vorstandsvorsitzender der AWO OWL. Die Wohlfahrtsverbände müssten besser darin werden, ihre Anliegen gegenüber der Politik zu vertreten und kampagnenfähig zu sein – und das schnell, denn angesichts der enormen finanziellen Lasten dränge die Zeit.

„Werden weiterhin ein starker Träger sein“

Angela Lück und Thomas Euler berichteten dem Bezirksausschuss über die Sanierung und Umstrukturierung der AWO OWL. Einige Brocken müssen noch beiseite geräumt werden, aber man ist auf einem guten Weg. Thomas Euler: „Wir sind überzeugt, dass die Sanierung gelingen wird und wir weiterhin ein starker Träger sein werden.“

Neben den 4.500 hauptamtlichen Beschäftigten der AWO OWL sind die knapp 9.000 AWO-Mitglieder in der Region eine starke Säule. Jessica Winkler, Leitung Bürgerschaftliches Engagement und Mitgliederverband, berichtete über Initiativen, um der sinkenden Zahl entgegenzuwirken. Hier engagiert sich neben dem Bezirksverband auch das Jugendwerk mit vielfältigen Angeboten für junge Menschen.

Weitere Statements zu dem Thema finden Sie hier AWO OWL fordert mehr Unterstützung für Wohlfahrtspflege - YouTube

Bildzeile:

Krise im Sozialwesen: Darüber sprachen Michael Groß (Vorsitzender des Präsidiums AWO-Bundesverband), Christian Woltering (Vorsitzender LAG Freie Wohlfahrtspflege), Aufsichtsratsvorsitzende Angela Lück, Vorstandsvorsitzender Thomas Euler, Jessica Winkler (Leitung Bürgerschaftliches Engagement) und Moderator Patrick Fuchs (Schulleiter Bielefelder Akademie für Pflegeberufe, v. l.).

Foto: AWO OWL