AWO OWL

20 Jahre AWO Freiwilligenakademie OWL

Bild: Barbara Franke

Freiwillige, Mitbegründer, Ideengeber und Gäste sowie die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen feierten am 5. November 20 Jahre bürgerschaftliches Engagement unter dem Dach der AWO Freiwilligenakademie OWL in den Räumlichkeiten der Volkshochschule im Ravensberger Park in Bielefeld. Über die Freiwilligenakademie engagieren sich gegenwärtig etwa 2.300 Menschen freiwillig in verschiedensten sozialen Bereichen. Im Verlauf der letzten 20 Jahre waren es insgesamt rund 18.000 Freiwillige, die zusammen rund 2.376.000 Engagementstunden leisteten.

Die Erfolgsgeschichte begann mit einer Stellenanzeige in der Zeitung, die konkrete Tätigkeitsfelder des freiwilligen Engagements definierte. „Wenn Menschen sich engagieren wollen, müssen sie innerhalb von zwei Wochen in ein Engagement vermittelt werden“, lautete die These. Daher wurden 96 Angebote skizziert und damit bereits konkrete Engagementbereiche formuliert, die Menschen sich dann bewusst aussuchen konnten. Bereits am ersten Wochenende meldeten sich darauf schon über 90 Interessierte. Die Idee zur Gründung der Freiwilligenakademie als Dach für alle Engagements kam als bereits 400 Menschen aktiv waren.

„Wir wussten nicht, was das Ergebnis sein würde als wir die Freiwilligenakademie gründeten. Wir haben ein Experiment gewagt“, blickt Geschäftsführerin Gabriele Stillger zurück. Sie entwickelte das Konzept und leitet das mittlerweile auf neun Beschäftigte angewachsene Team der Freiwilligenakademie. Die damalige Geschäftsführung des AWO Bezirksverbandes in Person von Wolfgang Stadler und Klaus Dannhaus war von Stillgers Konzept überzeugt und hielt ihr für den Aufbau den Rücken frei.

Das Gründungsteam verfolgte mit der Freiwilligenakademie ein Modell, das zum Netzwerken geeignet ist – um sich mit Akteur*innen aus Wissenschaft, Bildung, Sport, Kultur, Politik und Wirtschaft auszutauschen und außerdem den Bildungscharakter widerspiegelt. Freiwillige werden durch das hauptamtliche Team begleitet, geschult und können Fortbildungen besuchen, um ihre Kompetenzen in Bezug auf ihren Engagementbereich und darüber hinaus zu erweitern.

Das Motto der AWO Freiwilligenakademie OWL lautet seit 20 Jahren nun schon „So viele Fähigkeiten, so viele Möglichkeiten!“. Darin spiegelt sich die Vielfalt nicht nur der Engagementbereiche wider, sondern vor allem auch die Spannweite an persönlichen Merkmalen und Fähigkeiten, die Menschen ganz individuell in ein Engagement einbringen und dieses damit für sich und andere einzigartig wertvoll machen.

In 20 Jahren AWO Freiwilligenakademie OWL wurden zum Beispiel mehrere Projekte für mehr Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche in prekärer Lebens- und Bildungssituation initiiert und durchgeführt, konnten Schulklassen für die Begleitung von Freiwilligen im Unterricht geöffnet werden und durch das Modellprojekt „Abschied leben“ in den AWO-Seniorenzentren konnten neue Wege in der Sterbebegleitung beschritten werden. Aktuell laufen diverse Corona-Aufholprojekte für Kinder, Jugendliche und Familien an.

Für ihre Motivation und den Einsatz ihrer Fähigkeiten sprachen die Verantwortlichen des AWO Bezirksverbandes und der AWO Freiwilligenakademie OWL den Freiwilligen ihren
besonderen Dank aus. Thorsten Klute, Vorstandsvorsitzender des Bezirksverbandes hob ihren Einsatz für die Gesellschaft hervor und dankte ihnen dafür, dass sie sich anderen Menschen zuwenden und mit ihren ganz individuellen Talenten Verantwortung übernehmen, wodurch sie die Gesellschaft aktiv mitgestalten. Freiwilligen, die bereits seit mindestens zehn Jahren dabei sind, überreichte Bürgermeisterin Karin Schrader ein besonderes Dankeschön.

Gedankt wurde auch den Mitarbeiter*innen der Freiwilligenakademie, die eine zentrale Rolle bei der Vermittlung des besonderen Ansatzes der Freiwilligenakademie einnehmen, der eine Förderung der Selbstwirksamkeit der Menschen verfolgt, die von den Projekten der Freiwilligenakademie profitieren. Es gilt, die Menschen zu befähigen, sich selbst zu helfen, statt längerfristig auf Unterstützung angewiesen zu sein. „Die Wirkung eines freiwilligen
Engagements ist nicht immer unmittelbar zu sehen, je nach Kontext profitieren Menschen aber oft langfristig und nachhaltig davon“, so Gabriele Stillger.

In diesen Kontext ist auch der Gastbeitrag „Empowerment und Bürger*innenbewegung – eine Vision wird Realität“ von Professorin Dr. Irene Dittrich eingebettet. „Es gilt immer, die Klienten einzubeziehen“, sagte Dittrich, die an der Hochschule Düsseldorf lehrt. Es erfordere eine hohe Selbstreflexion von den Freiwilligen, die Menschen, die sie begleiten, in ihrer Selbstständigkeit zu stärken und ihre Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. „Freiwillige sind Biografiearbeiter, Wegbereiter, Anstifter für Gerechtigkeit und Sozialreformer“, hob Dittrich die wichtige Rolle des bürgerschaftlichen Engagements für unsere Gesellschaft hervor.